Supervision & Beratung
Supervision ist berufsbezogene Beratung und Weiterbildung. In meinem Verständnis bedeutet dies, dass ich als Supervisor die Aufgabe übernehme, die Komplexität der Beobachtungen und Handlungen im Arbeitsfeld zu erweitern, um so dem oder den Supervisanden Möglichkeiten für neue Sichtweisen und Handlungsalternativen zu eröffnen.
Supervision ist in diesem Sinne eine Form der Beratung, die Einzelne, Teams, Gruppen und/oder Organisationen bei der Reflexion und Verbesserung ihres personalen, beruflichen
oder ehrenamtlichen Handelns begleitet. Fokus ist je nach Zielvereinbarung die Arbeitspraxis, die
Rollen-, Gruppen- und Beziehungsdynamik und /oder die Zusammenarbeit im Team bzw. in der Organisation des Supervisanden/ der Supervisandin.
Ziel der Supervision ist die Verbesserung der Arbeitssituation im weitesten Sinne, wobei sowohl die Einzelperson und ihre Klienten als auch die Dynamik von Gruppen, Teams, Organisationen und der situative und institutionelle Kontext berücksichtigt werden.
Weitere Informationen:
Marcus Freitag:
Die Eierlegende Wollmilchsau, oder Wege zur Selbst- und Berufsrollenreflexion (Textbausteine). Manuskript Köln 2014
Selbstvergewisserung und Aufgabenstellung
Selbstvergewisserung: Leben im Unterschied
Ausgangspunkt dieser Arbeit war die Beobachtung[1], dass ich an beinahe jedem Tag einer Arbeitswoche in anderen Zusammenhängen, anderen Städten, mit anderen Menschen in anderen Settings und Rollen unterwegs bin: Pastoral- und Diözesanreferent in kirchlichen Bezügen und im Polizeidienst, mal Dozent an einer Fachhochschule, mal Lehrbeauftragter bei der Feuerwehr und im Rettungsdienst, in akademischer Aus- und Fortbildung, Trainer, Supervisor, Lehrer, Coach, Seelsorger…
In einer Kombination unterschiedlicher dieser Rollen (als Dozent, Seelsorger, Landesfachkoordinator Ethik, Mitglied des Fachbereichsrates und Supervisor) war ich 2012/13 beteiligt an der Neustrukturierung des Bachelorstudiengangs Polizeivollzugsdienst an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW; im Zuge dieser – durch die Logik der Re-Akkreditierung von Studiengängen notwendigen – Bearbeitung des Studiengangs entstand der Wunsch nach mehr Entwicklungsmöglichkeiten non-formeller Lernorte und gleichzeitig nach mehr Reflexionsmöglichkeiten der Studierenden, insbesondere mit Blick auf die unterschiedlichen Rollen, die Polizeibeamte während der Ausbildung kennenlernen und später im Dienst besetzen können müssen. Aufgrund der eigenen Erfahrungen als „Eierlegende Wollmilchsau“, also der beständig erlebten Herausforderung des ständigen Rollenwechsels, und der Supervisions-Ausbildungs-spezifischen Suche nach neuen Herausforderungen „flog“ mir die Aufgabe einer entsprechenden Projektentwicklung zu – oder aber: Ich stellte mich bewusst so auf, dass ich bei der Suche nach einem „Landeplatz“ für die fliegende Idee zum rechten Zeitpunkt am rechten Orte stand…
Aus dem Projekt einer „Berufsrollenreflexion“ für Polizeibeamte ist inzwischen ein Studienmodul geworden: integriert, festgelegt, umgesetzt und evaluiert. Vieles davon erscheint mir noch immer berichtenswert, aktuelle Auseinandersetzungen haben dieses Projekt aber eingerahmt in andere Fragehorizonte.
Aufgabenstellung:
Auf der Suche nach einer theoretischen Einordnung des beschrittenen
Weges
Nachdem also die Projektbeschreibung beendet, die Einführung des Moduls (inklusive der Gewinnung von SupervisorInnen und Coaches als Lehrende, der Rückbindung an die DGSv inklusive einer ausführlichen Stellungnahme durch den Vorstand[2], einer mehrtägigen Einführung und Fortbildung für Lehrende) erst einmal „erledigt“ und die Evaluation auf den Weg gebracht waren[3], stand die Erstellung der Abschlussarbeit für die Ausbildung zum Supervisor an. Eine Darstellung der Projektentwicklung war schnell getätigt, eine eigene Aufgabenstellung gefunden und auch eine Praxisreflexion auf der Basis der selbst durchgeführten Modultage durchaus möglich – erschien aber plötzlich nicht mehr hinreichend, da sich in der Evaluation des Moduls, aber auch in der eigenen persönlichen Auseinandersetzung mit dem Modul und seinen Methoden einerseits und systemisch-konstruktivistischen Ansätzen (die mich ja ohnehin zur beständigen Auseinandersetzung reizen) sowie der Frage nach Ausbildungssupervision andererseits neue Themen, veränderte Sichtweisen und auch andere Beobachtungen „aufdrängten“[4].
So entstand der Wunsch, diese Arbeit neu zu denken und das zuvor benannte Projekt darin lediglich als eines von zwei Beispielen vorzustellen. Konkret bedeutet dies nun für die Aufbaulogik der vorliegenden Arbeit:
Wenn Reflexion Selbstbeobachtung ist[5], dann muss der Autor einer Arbeit über Möglichkeiten der Selbst- und Berufsrollenreflexion wohl bei der Selbstbeobachtung des Autors beim Schreiben einer Arbeit beginnen, um durch die Beschreibung des Beobachtbaren zu einer Interpretation der Beweggründe im Sinne der „Verdichtung der Beschreibungen“[6] zu kommen. Dies versucht der Autor in seiner Selbstkonstruktion als Ethiker durch eine Reflexion seiner Haltung in Auseinandersetzung mit systemischen und theologischen Aspekten einer ethischen Haltungsbegründung (Kap. 1). Ziel ist die Begründung einer ethischen Haltung im supervisorischen Handeln.
In einem zweiten Kapitel dreht sich dann der Aufmerksamkeitsfokus im nächsten Ring um die Erfahrung von Ausbildungssupervision im Rahmen des Pastoralkurses für Pastoral- und GemeindeassistentInnen im Bistum Essen. Der theoretischen Ausgangspunkt ist eine Vergewisserung der Kybernetik zweiter Ordnung[7] im Sinne der Beobachtung zweiter Ordnung im Blick auf die Beobachtung des Beobachters und somit die Beobachtung der Entwicklung supervisorischen Handelns im Umgang mit Ausbildungskontexten. Praktische Relevanz erhält dieses Kapitel durch die Beobachtung des Supervisors in seinem eigenen supervisorischen Handeln.
Im dritten Kapitel nehme ich die zuerst genannte Fragestellung erneut auf und konstruiere sie neu: Ist supervisorisches Handeln in der Polizei im Rahmen eines Ausbildungsmoduls „Berufsrollenreflexion“ sinnvoll möglich unter der Perspektive, dass auch diese „besonderen Vögel“[8] sich gerne und gewinnbringend (oder besser: autonomie-stärkend) beim Fliegen beobachten wollen? Hier geht es um die Verortung supervisorischen Handeln in einen neuen Ausbildungskontext.
1.Selbstverständnis und ethische Reflexion
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen
Ich lebe mein Leben in wachsenden
Ringen,
die sich über die Dinge zieh‘n.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Rainer Maria Rilke
- < >Wenn sich ein Ethik-Lehrender auf den Weg macht, ein (systemischer) Supervisor zu werden, sieht er sich mit allerhand Herausforderungen konfrontiert, die sich aus
Desideraten („Ein Desiderat in der Diskussion um das Fach Supervision ist nach wie vor ein stringenter ethischer Entwurf“[9]), der grundsätzlichen Problematik
normativer Sätze in einer systemisch-konstruktivistischen Theorie[10] und einem, nun wieder für den Theologen im Ethiker im Supervisor und seinem dem Freiheitsdenken[11] sich verdankenden Verständnis von Autonomie[12], zum Neudenken
herausfordernden Autonomiebegriff konfrontiert, in welchem in vorderer Linie die Selbstbezogenheit autopoietischer Systeme, die sich „immer und ausschließlich aufgrund ihrer
aktuellen internen Strukturen und Prozesse“ verhalten[13], ergeben können.
In diesem Sinne erscheint es notwendig, zunächst einer Reflexion über die Möglichkeiten und Grenzen einer systemisch begründeten Ethik nachzudenken, um sich dann einem – in Konstruktion, Dekonstruktion und Neukonstruktion, vielleicht auch in „wachsenden Ringen“[14] - sich erarbeitenden Selbstverständnis vorausgreifend zu nähern.
-
Begründungsversuche und Postulate:
Systemisch-Konstruktivistische Aspekte einer ethischen Haltung[15]
Während Systemethik weitgehend als Ordnungsethik mit festen Rahmenordnungen und Verhaltensregeln auftritt[16], geht es mir ja um die Frage der Begründung einer eigenen ethischen Haltung im supervisorischen Handeln, also weniger um allgemeinverbindliche Regeln – deren Geltungsanspruch in einer pluralistischen Umwelt ohnehin immer schwieriger zu begründen sein dürfte – sondern um autonome Be-stimmungen, die allerdings, wenn sie denn den Status eines Postulates[17] erreichen könnten, immerhin einen Geltungsanspruch formulieren würden.
Einmal abgesehen davon, dass jede Relativierung ethischer Orientierung als eine der Ursachen der Relativierung der praktisch-moralischen Werte und Normen angesehen werden kann[18], eignet sich eine die Individualität und die gleichzeitige vernunftgeleitete Verständigungsnotwendigkeit der Individuen auf der Basis einer die gegenseitige Begründung wenigstens weitestgehend akzeptierenden Verständigung[19] dieser Individuen ignorierenden Theorie für eine den Bedingungen der Kommunikationsgesellschaft Rechnung tragen wollenden ethischen Haltung wohl eher nicht. Schumann entscheidet sich hier, diesem Entwurf Aspekte gegenüberzustellen, die einen Ordnungsrahmen entwerfen, der „nicht allein die Koordinationsfunktion übernehmen, sondern vielmehr dem Einzelnen die Möglichkeit zur moralischen Reflexion eröffnen [soll], um diese handlungswirksam artikulieren zu können“[20].
Um nun einen – im Rahmen dieser Arbeit und im Rahmen der diese Arbeit begründenden Ausbildungskontext zu erwartenden – konstruktivistischen Diskurs führen zu können, folge ich der Frage, was denn wohl passiere, „wenn man Ethik umstellt vom Bezug auf nur eine Wirklichkeit auf die komplexere Situation einer Pluralität von Wirklichkeiten?“[21] Muss der Theologe seine Aussageformate überdenken oder von der Exposition des Einzelnen im Personenprinzip der christlichen Tradition gänzlich lassen und wird dem Ethiklehrenden in der Ausbildung von Beamten an Verwaltungshochschulen durch die fehlende Unbedingtheit des Geltungsanspruches des „Menschenbildes der Verfassung“[22] die letzte Bastion eindeutig wahrer Wirklichkeitsbezüge und mithin Begründungen seiner Sollensaussagen genommen? Wohl nicht!
Wenn im Konstruktivimus 1. das Thema Pluralismus ein signifikantes Zeichen setzt
und 2. menschliche Erkenntnismöglichkeiten und soziale Selbstregelung systematisch zusammenhängen, dann folgt die Notwendigkeit einer neuen, sich selbst und sein eigenes Handeln begründenden Ethik direkt aus der konstruktivistischen Epistemologie:Der[23] Konstruktivismus hat – für einen ethischen Diskurs äußerst relevant – ja ein verändertes Individuenverständnis – den Beobachter – formuliert. Dieser Beobachter beobachtet nun die Wirklichkeit unterschiedlicher Ethiken und entwirft – im Sinne einer Ethik 2. Ordnung, die die Beziehungen der „Ethiken erster Ordnung“ (als konkrete normensetzende, wertebeschreibende oder -bestimmende Konstruktionen) untersucht – eine „Neue Ethik“ (oder auch Ethik 2. Ordnung oder Meta-Ethik), die sich eines jeden ethischen Monismus bzw. Universalismus widersetzt.[24]
Unabhängig davon, ob sich die hier vorgestellte Unterscheidung zwischen Ethik 1. und 2. Ordnung nicht noch mit den traditionellen Unterscheidungen zwischen Moral und Ethik (als wissenschaftlicher Reflexion der Moral bzw. des Ethos einer Gruppe oder Gesellschaft mit den dazugehörigen Rahmenbedingungen und -bestimmungen) aussagen lässt[25], ergibt sich aus dem Gesagten aber ein weiteres Problem: Diese Ethik zweiter Ordnung ist wiederum ein Desiderat! Will man nämlich nicht der Gefahr erliegen, konstruktivistische Positionen nur metatheoretisch oder partiell einzusetzen (sozusagen nur in dem Maße, wie es der Weitung dient ohne überkommene Wirklichkeiten in Frage zu stellen – und dieser Gefahr zu erliegen, sehe ich mich ja selbst im Schreiben beständig ausgesetzt!) muss man sich m.E. darauf beschränken, auf der Basis verbindender (nicht verbindlicher!) Elemente ein in seiner Konstruktion für andere nachvollziehbares Ethikkonzept zu entwerfen, in welchem zunächst ausschließlich die im Konstruktivismus selbst anerkannten Wirklichkeitskonstrukte zugrunde gelegt, dann aber eine, bewusst auf sich selbst beschränkte und Anderen als Diskursgrundlage angebotene, ethische Haltung ausgewiesen wird. „Für den bewussten Konstruktivismus gilt dabei gleichwohl die Anerkennung der Individualität, der Pluralismus (von Wirklichkeitskonstruktionen) sowie das Gleichheitspostulat, im Sinne von ‚Gleichheit in der Verschiedenheit‘“[26].
Aus diesen Grundelementen lassen sich drei ethikorientierende Postulate ableiten, die – im Sinne einer Orientierung für die Beobachtung von Ethiken 1. Ordnung, also einer Orientierung für die Ethik 2. Ordnung, also letztlich als Ethik 3. Ordnung – dann zur Basis des Entwurfs einer eigenen – systemisch-konstruktivistisch entworfenen und theologisch reflektierten – ethischen (Beratungs-)Haltung führen sollen:
„ und zwar
-
Das Toleranzgebot: Vergiss nicht, dass andere Akteure für ihre (von deiner Handlung verschiedene) Handlungen Gründe angeben können, die im Prinzip den Begründungen deiner Handlungen gleichrangig sind.
-
Die Begründungspflicht: Begründe dein Handeln so, dass möglichst viele Interessenten deine Entscheidungsgründe rekonstruieren können.
-
Die Verantwortungsakzeptanz: Handle so, dass du die Folgen für dein Handeln übernehmen kannst.“[27]
-
Autonome Bestimmung solidarischen Handelns:
Entwurf einer autonomen Beratungsethik in systemischer Perspektive[28]
Was macht nun also eine reflektierte, die systemisch-konstruktivistische Theorie aufnehmende autonome ethische Haltung aus?
Auch ich gehe davon aus, dass unsere Wirklichkeit in unseren Köpfen zum Entstehen gebracht wird. Das, was wir von der Welt, in der wir leben wahrnehmen, ist eine ganz spezielle Auswahl aus all den Möglichkeiten, die uns die Welt in ihrer großen Komplexität bietet. Dies wird in systemischen Kreisen „Konstruktivismus“ genannt.
Diese Auswahl, die wir treffen, ist notwendig und aus einer bestimmten Perspektive immer sinnvoll, nämlich im Sinne des Zurechtkommens in der Welt, des Zurechtkommen in dem speziellen Lebenskontext, mit dem wir in Wechselwirkung stehen. Wir stehen in Wechselwirkung mit anderen Menschen, der Umwelt, mit gesellschaftlich und oder religiös geprägten Rahmenbedingungen u.v.m. Das bedeutet, dass Menschen zwar immer autonom fühlen und denken, ihr Handeln aber auf der Basis der eigenen Konstruktionen bestimmt wird und im Sinne der Autonomie bestimmt werden muss – und dies immer in Auseinandersetzung mit, in Abgrenzung zur und in Anerkennung der Umwelt und des anderen Menschen. Aus ethischen und theologischen Gründen muss diese Anerkennung von der Anerkennung der Autonomie des Anderen geprägt sein.
Der kirchlich-lehramtliche Einwurf könnte an dieser Stelle in etwa so formuliert werden: Warum braucht es im Rahmen einer (christlichen) Ethik eine autonome Begründung sittlicher Beanspruchung des Menschen? Reicht es nicht, dass der gläubige Mensch durch Gottes Gebote gebunden ist, die er - so betont es die kirchliche Lehre - im Gewissen als mahnende Stimme Gottes jeweils in sich selbst finden kann?
Wenn nicht nur Gott (so würde der gläubige Systemiker formulieren), sondern eben auch der Mensch Wirklichkeit konstruiert, dann muss sich die Wirklichkeitskonstruktion einer „Ethik 3. Ordnung“ (die aus der Reflexion über die Postulate der Ethik 2. Ordnung entsteht) der Herausforderung stellen, die aus diesen Postulaten erwächst:
Begründe deine Handlungsgrundsätze so, dass möglichst viele Interessenten deine Entscheidungsgründe rekonstruieren können!
Theologische Begründungen hingegen müssen zudem dazu taugen, den von der Glaubenswahrheit unablösbaren Anspruch auf universale, jeden Menschen angehende und ihn unbedingt beanspruchende Bedeutung einsehen zu lassen.
Das einzig Unbedingte (Voraussetzungslose, formal durch nichts Beeinflusste), das der Mensch in sich finden kann und zudem das, was der Mensch immer schon antizipiert, wenn er konstruiert, ist Freiheit im Sinne der Autonomie. Freiheit ist durch nichts außer ihr zu erklären – Freiheit, etwas anfangen zu können, ist die epistemologische Voraussetzung, die bereits anerkennt, wer Konstruktion denkt.
Daraus folgt für mich das 1. Postulat einer Ethik 3. Ordnung: Freiheit soll sein!
Systemisch: Freiheit wird als Ermöglichungsgrund der Konstruktion von Wirklichkeit vorausgesetzt; wenn Wirklichkeitskonstruktion möglich sein soll, muss Freiheit sein. Theologisch: Das einzig unbedingte Prinzip im Menschen ist, wenn es ist, die Freiheit. Diese eigene Freiheit fördert ein Handeln, was grundsätzlich auf die Freiheit des Menschen (zunächst einmal nur sich selbst) ausgerichtet ist. Daraus folgt:
das 2. Postulat oder die oberste inhaltliche Norm ethischen Handelns: Die Anerkennung anderer Freiheit.
Diese oberste inhaltliche Norm ergibt sich durch die Reflexion auf mögliche Gehalte der Freiheit. Wenn Freiheit unter anderem dasjenige ist, was sich durch einen Inhalt selbst bestimmt, dann müssen wir fragen, welcher Inhalt denn dem Wesen der Freiheit am besten entsprechen kann.
Ist Freiheit nämlich, wie wir sahen, bei ihrer realen Selbstbestimmung dem Maßstab des eigenen Wesens verpflichtet, dann kann der Unbedingtheit ihres Sichöffnens letztlich nur ein Inhalt gemäß sein, der sich seinerseits durch formale Unbedingtheit auszeichnet: die andere Freiheit, die Freiheit des Anderen. Erst im Entschluss für andere Freiheit wird die Unbedingtheit freier Affirmation (also Anerkennung) angemessen bestätigt, erst in ihr vollzieht sich menschliche Freiheit im vollen Sinne als Freiheit.
Aus dieser inhaltlichen Bestimmung der Freiheit folgt ihre ethische: Freiheit soll andere Freiheit unbedingt anerkennen. Die autonome Begründung: weil sich Freiheit sonst selbst verfehlt bzw. nie zu einer adäquaten Erfüllung ihres eigenen Sichöffnens auf anderes hin kommen kann. Wertschätzung der Person (und Freiheit) des Anderen ergibt sich als autonomes Postulat! Daraus folgt: Begegne jeder möglichen Freiheit so, dass du sie schon anerkennst und zuvorkommend als wirkliche behandelst! und: Gib niemals einen Menschen auf und verweigere ihm deine Anerkennung nicht, auch wenn er sie nicht mehr oder noch nicht erwidert oder nicht erwidern kann! Wertschätzung ist nicht Methode, sondern supervisorische, beratungsethische Grundhaltung.
Als 3. Postulat ergibt sich dann: Freiheit trägt Verantwortung für eine Welt, durch deren Verhältnisse die Bestimmung aller Menschen zur Freiheit gefördert wird.
Diesen, dem dritten systemisch-konstruktivistisch Postulat der Verantwortungsakzeptanz entsprechenden Gedanken, werde ich hier nicht mehr entwickeln, weil er über die Frage einer Beratungsethik hinausweist. Allerdings würde dieser dritte Teil nun die Brücke schlagen zu sozialethischen Themen, weil er die objektiv-institutionelle Vermittlung von Freiheiten in den Blick rückt. Hierbei ist dreierlei Voraussetzung:
-
Die prinzipielle Auffassung aller Ordnungen und Systeme als Konstrukte: als objektivierter, strukturierter Gestalten menschlicher Interaktion/ menschlicher Konstruktionen;
-
Der unaufhebbare Widerspruch von Freiheit und System, da Freiheit sich niemals in Ordnungen erschöpft, in denen sie Bestand hat, sondern immer die kontinuierliche Weiterentwicklung fordert, in denen Freiheiten sich verändernd verhalten können;
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Die Orientierung der notwendigen Veränderungen am unbedingten Seinsollen jeglicher Freiheit.[29]
Abschlussgedanken:
Autonomie ist mir zur Grundlage eigenen Denkens und Handelns geworden: im Sinne der Selbstvergewisserung und als ethische Grundbestimmung im Umgang mit anderen Menschen. In dieser Haltung drängt sich die Anerkennung des Gegenübers als Experten bzw. Expertin seiner und ihrer selbst förmlich auf und der Theologe verbindet sich mit dem Ethiker zum Supervisor. Methodisch bieten sich demnach dann auch „Beratungsformen“ an, die auf dem gemeinsam zu gehenden Weg verändernde Blickwinkel möglich machen – mit dem Ziel, durch Erhellung von „blinden Flecken“ zu wirklichkeitsverändernden Sichtweisen zu kommen.
Aber meine eigene Ethik bringt mich auch an Grenzen, die zu bestimmen für den Umgang mit Anderen sicher notwendig war! So ergeben sich m.E. die Grenzen des Toleranzgebots der Ethik 2. Ordnung zunächst für mich noch nicht rational – daher lege ich sie nur (aber bestimmt) für mich selbst und meine Beratungspraxis fest:
Die Grenze des Toleranzgebots ist und bleibt für mich die erlebte Intoleranz gegenüber anderen Menschen (sog. Dritten), die Grenze der Allparteilichkeit ergibt sich aus dem Verstoß gegen das Freiheitspostulat und die Grenze der Wertschätzung aus jedwedem Handeln gegen die Freiheit eines Einzelnen. Bei der Festlegung meiner Grenzen bin ich intolerant, aber immerhin noch transparent.
- < > Warum der Schäl gerne vier Vögel wäre!
Sagt der Tünnes zum Schäl: "Schäl, ich wünschte, ich wäre ein Vogel." Der Schäl darauf zu Tünnes: "Warum denn das?" Der Tünnes: "Dann könnte ich fliegen und von oben beobachten, was wir hier unten tun." Der Schäl darauf zu Tünnes: "Dann wünschte ich mir, ich wäre zwei Vögel." Der Tünnes: "Warum zwei Vögel?" Der Schäl zum Tünnes: "Dann könnte ich beobachten, wie ich fliege." Der Tünnes daraufhin wieder zum Schäl: "Dann wünschte ich mir, ich wäre drei Vögel." Der Schäl zum Tünnes: "Warum drei Vögel?" Der Tünnes antwortete dem Schäl: "Dann könnte ich hinter mir her fliegen und beobachten, wie ich beobachte, wie ich fliege." Daraufhin der Schäl: "Dann wünschte ich mir, ich wäre vier Vögel." "Warum denn vier Vögel, du Doof?" fragt der Tünnes. Der Schäl antwortet: "Dann könnte ich mir entgegen fliegen und beobachten, wie ich hinter mir herfliege und beobachten, wie ich beobachte, wie ich fliege."[30]
Heinz Kersting formuliert an dieser Stelle programmatisch: "Ich möchte in meinem Beitrag die Supervision als ein System der Reflexion, als Selbstreflexion, als Beobachtung der Beobachtung betrachten“. Diesem Projekt schließe ich mich an, allerdings in der wechselnden Perspektive des Betrachters und des Betrachteten, des Supervisors und seines Tuns, des Konstruierenden in der Konstruktion.
Da dies in meiner Konstruktion des Gedankens die Selbstreflexion des Autors und die Rollenreflexion der Eierlegendenwollmilchsau voraussetzt, ist der erste Schritt die Frage, was denn passiert, wenn der Beobachter im Beobachten zum Beobachteten wird. Vorher aber zunächst einige allgemeine Gedanken zum Thema „Supervision als Ausbildungsbestandteil“[31].
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Ausgangspunkt oder Interpunktion:
Ausbildungssupervision als Supervision in anderer Ordnung
Supervision in allen mir bekannten Ausbildungszusammenhängen verfolgt das (mindestens implizite) Ziel, durch die Reflexion des Handelns und der Haltungen der Kandidatinnen und Kandidaten die Herausbildung eines professionellen Habitus zu unterstützen.
Supervision mit Auszubildenden bleibt dabei insofern ein besonderes supervisorisches Angebot, weil die Supervisanden/innen noch keine voll im Praxisvollzug stehenden, ihr eigenes berufliches Handeln und die darin enthaltenen unterschiedlichen Rollenerwartungen reflektierenden „Fachkräfte“ sind und für sie die Supervision verpflichtender Teil der jeweiligen Ausbildung ist. Zugleich führt diese Form von Supervision an die Ursprünge supervisorischer Praxis, die vielfach auch in der Anleitung und wissensvermittelnden Praxisberatung für Laien und Freiwillige bestand.
Ausbildungssupervision findet sich besonders in Ausbildungen für Berufe, in denen Supervision ein qualitativer Standard der professionellen Wahrnehmung der Berufsrolle ist (Bereiche der Sozialen Arbeit, der Lehrerausbildung, der pastoral-praktischen Ausbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern oder in der Ausbildung von Psychotherapeuten). Im dritten Kapitel dieser Arbeit sollen die hier angestellten grundsätzlichen Erwägungen dann auf einen anderen, noch immer etwas ungeübten Ausbildungsbereich übertragen werden.
Der Begriff Ausbildungssupervision bezeichnet in unterschiedlichen Ausbildungskontexten verschiedene Settings. Effinger[32] zeigt anhand der Ergebnisse einer empirischen Studie über Ausbildungssupervision in Studiengängen der Sozialen Arbeit die weite Auslegung des Begriffs Supervision, wobei die unterschiedlichen Qualifizierungselemente Methodenunterricht, Praxisanleitung, Praxisberatung, Praxisreflexion/Ausbildungssupervision Überschneidungen aufweisen. Die Begriffe Supervision, Praxisreflexion und Praxisberatung werden an Ausbildungsstätten der Sozialen Arbeit häufig synonym verwandt.
Zur Definition kann ebenfalls an Effinger angeknüpft werden:
„Ausbildungssupervision […] ist Supervision im Rahmen berufsqualifizierender Aus-, Fort- und Weiterbildung zur Begleitung und Reflexion integrierter, berufspraktischer Tätigkeiten. In vielen beratenden, therapierenden, trainierenden, erziehenden und helfenden Berufen und Professionen ist sie obligatorischer Bestandteil der jeweiligen Qualifizierungsordnung. Ihr Zweck besteht darin, die Systemsteuerungskompetenz des Supervisanden zu unterstützen, zu vertiefen oder wiederherzustellen. Im Unterschied zur Supervision in der Arbeitswelt werden Rahmenbedingungen wie Dauer, Setting und Themenbereiche der Ausbildungssupervision im Wesentlichen von der Ausbildungsinstitution festgelegt (...) und nicht zwischen den Supervisanden und dem Supervisor ausgehandelt.“ [33]
So lässt sich festhalten, dass Ausbildungssupervision Elemente der Fachberatung, der Supervision und der Weiterbildung / des Trainings nutzt. Dabei bleibt das Problem bestehen, welches insbesondere die Rolle des Supervisors betrifft:
„Ausbildungsbegleitende Supervision kann je nach Kenntnis und Verständnis sehr unterschiedlich gestaltet werden. Wenn die Fachberatung überwiegt, bleibt der Ausbilder /Supervisor eher in der Rolle des Lehrers und Weiterbildners. Die Erhöhung der Komplexität durch angeleitete Reflexion zur Erkundung der verschiedenen Dimensionen von Person, Funktion, Rolle, Kontext u.a. wird vernachlässigt zu Gunsten der Instruktion. Wenn der reflexive Anteil erhöht werden soll (...) können andere Aspekte der berufsgleitenden Supervision anregend und hilfreich sein.“[34]
Die Besonderheit von Ausbildungssupervision besteht darin, dass sie zwei verschiedenen Systemlogiken verpflichtet ist. Supervision als spezifisches Beratungsformat ist weitgehend durch eine psycho-sozial geprägte Theorie- und Methodenentwicklung bestimmt und durch Standards von Dachverbänden wie der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv) geprägt; Ausbildung als zielbestimmender Rahmen wird dagegen durch die unterschiedlichen fachbezogenen Ausbildungs- und Prüfungsordnungen der (Fach-) Hochschulen bestimmt.
Diese Problematik im Hinterkopf habend, ist es folglich für den Supervisor, der u.a. auch in Ausbildungszusammenhängen supervisorisch tätig ist, notwendig, sich selbst und sein eigenes Handeln (also die Beobachtung der Supervisanden) zu beobachten – also unter den Bestimmungen der Beobachtung zweiter Ordnung (sich selbst und das Kommunikationssystem) zu beobachten.
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Systemisch-konstruktivistische Fokusausrichtung für die Ausbildungssupervision: Beobachtung 2. Ordnung
Für die Beratung von Menschen scheint die „Diagnose des Problems“ wichtige Vor-aussetzung zu sein. Dieser Gedanke impliziert bereits den Gedanken des Mehr-Wissens, genauer: des Besitzes der Wahrheit, die mich dia-gnostizieren (durch- und- durch-erkennen) lässt. Für die Supervision ist Diagnose ebenfalls basal, allerdings doch wohl eher im Sinne der Hypothese, einer Unterstellung also, die die Bedingungen angibt, unter denen sie gültig sein soll. Daher setzt Supervision die Kommunikation mit dem Supervisanden über die Bedingungen für die Hypothesenbildung voraus – und weitere theoretische Überlegungen über den „beobachtenden Berater“[35].
Zwei Varianten für eine Theorie des Beobachters habe ich bei Kersting, Simon u.a. gefunden:
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Das Außerhalb-der-Welt bzw. Gucklochmodell
Hier versucht der Beobachter, die Welt und die Beziehungen zwischen den Menschen „objektiv“, also von außen zu sehen und seine Beobachtungen von subjektiven Einflüssen gereinigt als Diagnose vorzustellen.
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Das In-der-Welt-Modell oder Teilnehmermodell
Hier versteht sich der Beobachter (Supervisor) als Teil dessen, was er beobachtet; dies ist nicht als Auflösung der Differenz zwischen Supervisor und Supervisand zu verstehen, sondern folgt der Einsicht, dass die Beobachtungen des Beobachters – die er den Beobachteten zur Verfügung stellt - das Beobachtbare beeinflussen. Dieses zu vermitteln (also nicht zu lehren, sondern als Beobachtung des Beobachtbaren zu Verfügung zu stellen), ist Aufgabe von Ausbildungssupervision. Dinge sind nicht – so lautet der Kernsatz - sondern werden erfunden; und „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“![36]
Der Beobachter wird Teil des Systems, welches er beobachtet. So, und eben nur so, nimmt er Abschied vom „Recht haben wollen/müssen“ und kann seine Beobachtungen des Beobachters 1. Ordnung (also des Supervisanden, der von seinen Beobachtungen der „wirklichen Welt“ erzählt) diesem zur Verfügung stellen; nun ist dieser frei (im Sinne der Autonomie) einen anderen Tunnel zu suchen – oder bei seinem „richtigen“ Tunnel zu bleiben. Indem der Supervisor als Beobachter zweiter Ordnung[37] allerdings auch noch seine Beobachtung der Beziehungen[38] zwischen den Gruppenteilnehmern zu Verfügung stellt und diese einlädt, selbiges zu tun, werden nicht nur neue Sichtweisen kreiert, sondern auch neue Wirklichkeiten geschaffen.
„Wenn wir beobachten, wenn wir etwas beschreiben, wenn wir sprechen, wenn wir denken, wenn wir uns entscheiden, dann können wir das nur tun, indem wir Unterscheidungen treffen. Immer scheiden wir mögliche Beobachtungen und Beschreibungen aus. Wir wählen bestimmte Worte zur Bezeichnung und wählen aus. Wir machen Unterschiede. Wenn wir denken, tasten wir genau so wie beim Beobachten die Welt nach Unterschieden ab“[39].
Ausbildungssupervision ist, wir sahen das, ein besonderes Setting in dem Sinne, als der Supervisor in unterschiedlichen Rollen agiert bzw. agieren kann. Dies macht noch nicht den Unterschied, sondern die genannte Situation der sich in Ausbildung Befindenden: Supervision ist hier gleichsam Vorgriff auf sich selbst - Ausbildungssupervision als Geschmacksgeber für spätere Hauptmahlzeiten (und jeder, der gerne isst, weiß, dass dies keine Qualitäts- oder Wertigkeitsaussage ist: nur begrifflich liegt das "hors d'oeuvre" außerhalb des Kunstwerkes; in der Wirklichkeit einer guten Speisefolge entscheidet sich hier bereits das Urteil!).
Wenn Ausbildungssupervision also ein guter Appetitanreger sein darf (oder, den Supervisor in den Blick nehmend, ein Amuse-Gueule, ein Gruß aus der Küche), dann könnte eine sinnvolle Ausbildungssupervision in der Einführung von Unterscheidungen ihre Aufgabe erkennen; um diese sinnvoll wieder ins Gespräch einbinden zu können, ohne dass der Supervisor sich nur ständig selbst zum Thema macht (im Sinne des Supervisors als des Meta-Betrachters), erscheint eine Orientierung an den Grundsätzen der Kybernetik 2. Ordnung sinnvoll. Ziel des Supervisors wird dann, dass er selbst als Beobachter 2. Ordnung beobachtet, „wie die Supervisanden unterscheiden“[40] und diese andere Sicht den Supervisanden zur Verfügung stellt – damit diese letztlich durch die Erhöhung der Komplexität neue Handlungsmöglichkeiten entdecken (können).
Fußend auf u.a. den kommunikationstheoretischen Anweisungen für neues Sehen[41] von Paul Watzlawick stellt Kersting insbesondere folgende Aspekte auf, die ich nun wiederum in meine Fragestellung der Ausbildungssupervision übersetze:
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Beobachte nicht nur die Inhalte dessen, was Deine SupervisandInnen sagen, sondern auch die Beziehungen, die sie im Sprechen aktualisieren!
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Beobachte nicht nur die einzelnen Personen, ihre Beziehungen und Interaktionen, sondern nimm das System in den Blick: Betrachte die Spielregeln des Systems!
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In einem System gibt es keine (oder nur wenige) lineare Ursache-Wirkungsketten. Stelle daher mit Deinen SupervisandInnen die Frage nach dem „Wie“ des Systems (nicht nach dem „Warum“ im Sinne der Suche nach der Ursache). Dieser Blick in die zirkulären Kausalitäten[42] eines Systems erhellt den Umgang mit z.B. Konflikten.
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Betrachte dementsprechend nicht die letzte Ursache für das letzte Problem, richte Deinen Blick also nicht primär auf Vergangenes, sondern beobachte das, was in der Gegenwart geschieht[43] und was für die Zukunft an neuen Regeln ableitbar und entwickelbar ist.
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Löse Dich vom Blick auf das Problem, welches Dir beschrieben wird; konzentriere den Blick auf eine neue Sichtweisen (z.B. durch Reframing[44] oder andere zirkuläre Techniken), vor allem aber auf die Ressourcen der Ratsuchenden.
Anders als Kersting möchte ich an dieser Stelle allerdings auch noch auf einen anderen Aspekt bei Paul Watzlawick[45] hinweisen, dass nämlich im Sinne der Enantiodromie, also des „Gegenlaufs“ bei Heraklit, ein „Zuviel des Guten“ stets ins Böse umschlägt (so erzeugt zu viel Patriotismus Chauvinismus und Nationalismus, zu viel Sicherheit Zwang und Unterdrückung). Watzlawick betont hier die „Lösungen zweiter Ordnung“, wenn festgelegte Verhaltensweisen durchbrochen werden: Zu viel an Problemorientierung durch Lösungsorientierung, zu viel an Festlegung durch alternativen Sichtweisen – zu viel an Komplexität durch Reduktion. Auch Ratsuchende haben – hin und wieder – einen Anspruch auf einen Rat!
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Beobachtungen einer Ausbildungssupervision
Textbaustein gelöscht: Datenschutz!
3. Berufsrollenreflexion:
Ausbildungssupervision bei der PolizeiPeter: Wer seid Ihr?
Valerio: Weiß ich’s (Er nimmt langsam hintereinander mehrere Masken ab.)
Bin ich das? Oder das? Oder das? Wahrhaftig ich bekomme Angst, ich könnte mich so ganz auseinanderschälen und blättern.
Peter (verlegen) Aber – aber etwas müsst Ihr dann doch sein?
Valerio: Wenn Eure Majestät es so befehlen…[46]
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Supervision und Polizei
3.1.1 Stand der Dinge
Nachdem ich ja nun mit dem Bereich des pastoralen Handelns zunächst einen Arbeitsbereich in den Blick genommen habe, in dem Supervision ein bereits bekanntes und anerkanntes Instrument darstellt, werde ich im Folgenden den Blick auf einen hinsichtlich des gegenseitigen Kontaktes wohl eher noch „neuen“ Bereich professionellen Handelns legen: den Polizeivollzugsdienst. Die Polizei ist, so kann man zusammenfassend sicher sagen, gekennzeichnet durch ihren historisch geprägten hierarchischen Organisationsaufbau, eine noch immer sehr stark männlich geprägte Organisationskultur[47], die Komplexität ihrer Aufgaben und die daraus resultierenden Anforderungen an den einzelnen Polizeibeamten. Die Polizeivollzugsbeamten befinden sich somit im ständigen Spannungsfeld zwischen hierarchischer Aufgabenzuweisung und der vollen persönlichen Verantwortung für das eigene Handeln.
In ihrem täglichen Dienst werden Polizisten mit den unterschiedlichsten Situationen und Anforderungen konfrontiert. Sie müssen mit Tätern und Opfern, aggressiven und hilfesuchenden, jungen und alten Menschen ebenso professionell wie empathisch umgehen und dabei nicht selten in deren Grundrechte eingreifen.
Diese Erlebnisse und Belastungen müssen von jedem einzelnen Polizeibeamten verarbeitet und bewältigt werden. Dabei genügt es wohl kaum, „wenn die Beamten in unstrukturierter Weise miteinander sprechen oder, wie es lange praktiziert wurde, gemeinsam auf ein Bier gehen, um entstandene Sorgen hinunterzuspülen.“[48] Diese Verhaltensweise ist jedoch in der Polizistenkultur verwurzelt. Durch die Sozialisation in der polizeilichen Praxis wird jungen Polizeibeamten das Leben in einer Gefahren- und Krisengemeinschaft vermittelt und gezeigt, „was richtige Schutzmänner alles aushalten müssen.“[49]
Diese Verhaltens- und Bewältigungsformen stehen jedoch im Widerspruch zu einer modernen Personalführung in einer professionellen und bürgerfreundlichen Polizei, in der Verantwortungsbewusstsein für die Bedürfnisse der Polizisten gefragt ist. Gerade vor dem Hintergrund der Aufgabenkomplexität und des gesellschaftlichen Wandels „sind gesunde, qualifizierte, motivierte und zufriedene Beschäftigte zur Bewältigung der umfangreichen Aufgaben erforderlich.“[50] Vor diesem Hintergrund gibt es zunehmend Versuche, Supervision als Instrument professionellen Personalmanagements in die Polizeien der Länder zu integrieren: allerdings befindet sich diese Entwicklung noch ziemlich am Anfang[51].
3.1.2Reflexion als Voraussetzung zur Supervision
In den vorgenannten Arbeiten finden sich, trotz divergierender Begriffsdefinitionen, große Übereinstimmungen hinsichtlich der innerhalb der Polizei als Voraussetzung für Supervision einzuführenden Reflexionskompetenz: Das Instrument der Supervision setzt ja auf Seiten des Supervisanden die Reflexion bestimmter Situationen ebenso voraus wie die Selbstreflexion der eigenen Empfindungen und Verhaltensweisen. Es ist daher Voraussetzung der Supervision oder, wie oben beschrieben, Aufgabe von Ausbildungssupervision, die Reflexionsfähigkeit der Supervisanden zu verbessern und somit das berufliche Handeln zu professionalisieren und die Handlungssicherheit zu erhöhen.[52] Durch die Förderung der Selbstreflexion im Rahmen der Ausbildungssupervision sollen mithin die Potenziale zukünftiger Polizeibeamtinnen und -beamten gestärkt werden, um so positive Impulse für die Ausgestaltung der Berufsrolle und auf die Qualität der Arbeit zu geben.
Reflexionsfähigkeit ist aber gleichzeitig auch eine wichtige Voraussetzung für die Durchführung einer erfolgreichen Supervisionsarbeit. Insbesondere in komplexen Situationen sichert die Reflexion dem Supervisanden seine Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit durch die Förderung von Erkenntnissen, da eine Reflexion grundsätzlich neue Zugänge zu Aufgaben, Anliegen, Problemen und Konflikten eröffnet.
3.2 Berufsrollenreflexion: Genese eines neuen Ausbildungsmoduls in der Polizei NRW
Im November 2011 setzten sich insgesamt 60 Vertreterinnen und Vertreter der drei Ausbildungsträger der Polizei NRW (FHöV, Landesamt für Aus- und Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei [LAFP] und Ausbildungsbehörden) in einer zweitägigen Konferenz mit der Frage auseinander, wie die Ausbildung der Polizei NRW im Rahmen des Reakkreditierungsverfahrens des Bachelorstudiengangs sinnvoll reformiert werden könne. Ein Ergebnis der Konferenz war die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, die ein Modul entwickeln sollte, welches studienbegleitend, in reflektierender Weise und mit Blick auf emotionale, reflexive, kommunikative und soziale Kompetenzen das derzeitige Angebot ergänzen sollte. Ich selbst wurde vom Fachbereichsrat PVD mit der Leitung der Arbeitsgruppe betraut.[53]
Grundgedanken, die in der Arbeitsgruppe der eigentlichen Planung vorausgingen, beschäftigten sich mit der problematischen Rollenvielfalt, in die Kommissaranwärterinnen und -anwärter hineinwachsen müssen[54]: Um den komplexen Aufgaben des Polizeiberufs gerecht zu werden, muss die Ausbildung von jungen Polizeibeamtinnen und Beamten über die Vermittlung von fachspezifischen Inhalten hinausgehen. Ein erster Schritt dazu wird in den Trainings (TSK = Training sozialer Kompetenz; auch Kommunikations- oder Verhaltenstrainings) getan, in denen neben den Praxistrainings soziale Fähigkeiten vermittelt und eingeübt werden. Darüber hinaus aber besteht der Bedarf, die Entwicklung einer professionellen und tragfähigen Grundhaltung zu unterstützen und sie zu einem verinnerlichten professionellen Selbstverständnis, einer beruflichen Identität bzw. der Übernahme einer professionellen Berufsrolle weiter zu entwickeln.
Dies geschieht nicht automatisch als „Begleiterscheinung“ der Wissens- und Kompetenzaneignung, sondern stellt einen eigenen Prozess dar, der curricular entsprechend unterstützt werden sollte.
Einen wichtigen Platz bei der Ausbildung einer professionellen Identität nehmen die berufspraktischen Anteile innerhalb des Studiums ein, so dass es sinnvoll erscheint, jeweils nach den Praxiseinheiten eine entsprechende Reflexionsebene in Form von Supervision zu implementieren.
Das Thema psychische Gesundheit gewinnt auch innerhalb der Polizei immer mehr an Bedeutung. Die Herausforderungen des Polizeiberufs sowie die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erfordern eine hohe psychische Stabilität bzw. die Kompetenz, persönliche Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Die Studierenden bringen eine hohe Bereitschaft mit, sich mit den Zielen der Polizei und dem Beruf Polizist zu identifizieren. Viele bezeichnen ihn als „Traumberuf“, dem sie sich durch den Erhalt der Uniform ein ganzes Stück näher gekommen fühlen. Im Praktikum erleben sie jedoch häufig eine Differenz zwischen dem, was ihnen von diesem Beruf vermittelt wurde – sowohl bei der Einstellung als auch während der theoretischen Studienanteile an der Fachhochschule - und dem, wie ihre Kollegen vor Ort agieren. Sie erleben dort neben engagierten Kollegen Frustration, Überforderung und/oder Gleichgültigkeit. Da eine hohe Identifikation mit dem Beruf gefordert/gewünscht wird, ist hier ein erster innerer Konflikt angelegt, der das eigene Berufsverständnis prägen kann.
Die Sozialisation innerhalb einer und durch eine Gruppe, die in der Ausbildung zum Mittleren Dienst durch das jugendliche Alter der Einsteiger und durch Gemeinschaftsunterbringungen in den Ausbildungsinstituten bis zu Beginn der 2000er Jahre gefördert worden war, muss heute abgelöst werden durch einen veränderten, reflexiven Prozess[55].
- < >[56]: Modultag 1: Gelöscht,
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4.Schluss, Aus und VorbeiLongerich ess nit Manhattan
un die Schilderjass kein Avenue.
Usserdämm, wat soll'mer wette,
hängk jeder'ns durch, Mann, nit nur du.
Loss de Luff deef en ding Lunge, Jung, un fang
eimohl mieh vun vörren ahn.
Schluss, Aus, Vorbei.
Keine Bleck zoröck, woröm och?!
Schluss, Aus, Vorbei.
Schluss, Aus. Okay.Wolfgang Niedecken
Es ist schon ein eigentümliches Unterfangen, nach einer systematischen, intensiven und umfangreichen gruppendynamischen Weiterbildung und mit einem (in der Selbstsicht) gerüttelten Maß an Gruppenerfahrung und -wertschätzung ihrer „wirk-lichen Wirklichkeiten“ in einer systemisch-konstruktivistischen Supervisionsausbildung neu und anders zu lernen. Mir fehlte und fehlt häufig im Erleben des Prozesses der Blick auf die Gruppe und die Kompetenzen des Einzelnen als Teil eines Ganzen – und lange war für mich dieses erlebte Defizit verbunden mit einer kritischen Distanzierung zu systemischem Denken. Erst die Pluralität der Denkformen (insbesondere die Form der Unterscheidung als Form aller Formen[57]), die eigenen Interpunktionen und insbesondere die Reflexion der eigenen Beobachtungen brachte mir mit neuen Sichtweisen auch Integrationsmöglichkeiten von unterschiedlich Erlebtem. Dort wird die Gruppe sich selbst zum Thema – hier werden auftretende Konflikte als Wahrnehmungsfokussierungen nutzbar, um sie als Lösungen neu zu sehen; und – unüberbietbar in systemischem Sprachspiel gegen jede Form des Denkformtriumphalismus formuliert - es folgt sogleich: „Es ist unnütz, von Problemlösungen zu reden. Sprecht lieber vom Austausch von Problemen. Menschen tauschen ein Problem gegen ein anderes aus, wenn sie annehmen, dass sie das neue Problem besser managen können als das [alte].“[58]
Wenn systemisches Denken zum Verlust des Recht-zu-haben-Meinens führt und die Objektivitätsansprüche in Beobachtungen umformt, lasse ich mich gerne ein!
Gruppendynamik ist häufig personenorientiert – die Orientierung an Ressourcen ist ein Zugewinn; und dennoch: auch hier sind Formen zu finden, die die Fähigkeiten der Gruppenteilnehmer noch mehr zum Tragen bringen können; und auch der Blick auf Ressourcen orientiert sich an der Person….
Deutungsmodelle, Denkformen, Problem und Lösung, Hier und jetzt, Interpunktion von Zeit[59] und Wirklichkeit; Selbstreferentialität, Autopoeisis – diese Verhältnisse im Blick zu halten und Beziehungsdynamik als Schwester der Kommunikation (oder als Mutter) genauer zu beleuchten: mache nur eine Unterscheidung, die wirklich einen Unterschied macht, und es entsteht eine neues Universum.
Dies ist vorbei: ich schließe ohne Fazit – der Fokus ändert sich im Schreiben, am Ende wähne ich mich am Anfang: Schluss, Aus. Okay!
Literaturverzeichnis
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Was ist systemisch?, http://systemische-gesellschaft.de/systemischer-ansatz/was-ist-systemisch/
[1] Maturana formuliert pragmatisch kurz: "Ein Beobachter ist ein menschliches Wesen, eine Person, jemand, der Unterscheidungen machen und präzise angeben kann, was er als eine von ihm selbst verschiedene Entität (ein Etwas) betrachtet, der dies hinsichtlich seiner eigenen Handlungen und Gedanken in rekursiver Weise tun kann, und der stets imstande ist, all dies so zu tun, als ob er außerhalb der gegebenen Situation stünde (bzw. von dieser getrennt wäre)". Maturana, Humberto, Erkennen: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit, Braunschweig 1982 (übersetzt v. Köck), 139. In diesem Sinne ist Beobachtung also die Fähigkeit zur Beschreibung von Phänomenen (und Systemen).
[2] Im Anhang.
[3] Die Auswertung der ersten Evaluationsrunde liegt vor, im Anhang.
[4] Hier ist dem Schreibenden beim Schreiben die Konstruktion des Geschriebenen erkennbar: ebenso, wie mich niemand „auf die Palme bringt“, sondern dies eine autonome Handlung ist, drängen sich Sichtweisen natürlich nicht auf: der Beobachter fokussiert auf einen (interessanten, ansprechenden, abstoßenden oder wie auch immer) Gedanken oder (noch näher) auf etwas Beobachtbares und entschließt sich zu einer anderen (also unterscheidbaren) Möglichkeit des Umgangs damit.
[5] Vgl. Krause, Detlef, Luhmann-Lexikon, Stuttgart, 42005, 129f .
[6] Simon, Fritz B., Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus, Heidelberg 2006/2013, 71.
[7] Vgl. ebd., 40f.; oder (im weiteren Verlauf häufiger zitiert): Kersting, Heinz J., Zirkelzeichen. Supervision als konstruktivistische Beratung, Aachen 2002, darin insbesondere: ders., Die Kybernetik der Supervision. Oder: Warum der Schäl gerne vier Vögel wäre, 49-56; oder auch:
http://www.hyperkommunikation.ch/crashkurse/crashkurs_systemtheorie/ck_systemtheorie_top.htm, Zugriff: 25.01.2014.
[8] Ich erlaube mir die Titulierung in Anspielung auf das als Eingangszitat ins Kapitel 2 verwendete Geschichtlein vom Schäl, der gerne vier Vögel wär (s.o.).
[9] Schröder, Peter, Rezension vom 23.12.2002 zu: Heinz J. Kersting: Zirkelzeichen. Supervision als konstruktivistische Beratung, Aachen 2002; zitiert aus: http://www.socialnet.de/rezensionen/584.php, Datum des Zugriffs 15.01.2014.
[10] Wiewohl es auch an solchen Konstruktionen nicht mangelt! Siehe zum Status normativer Aussagen z.B. „Die zehn Gebote des systemischen Denkens“, in: Simon, Fritz B., Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus, Heidelberg 2006/2013, 112-116; oder die wunderbaren „paradoxen Imperative“ bei Sandra Hansen (Hansen, Sandra, Motive einer Kybernetik zweiter Ordnung. Ein Beitrag zur theoretischen Reflexion der Sozialen Arbeit, in: Bardmann, Th. M./Hansen, S. (Hrsg.), Die Kybernetik der Sozialarbeit. Ein Theorieangebot, Aachen 1996, 35-101, 57ff.
[11] Ich habe an anderer Stelle versucht, diesen theologischen Grundgedanken in meinem eigenen Verständnis darzustellen: Freitag, Marcus, Die christliche Berufung, in: Faßnacht, M./ Freitag, M./ Klimek, N. (Hrsg.), Theologisches Grundseminar. Informationen – Erfahrungen – Praxisbezüge, Bd. 2: Kirchliche Entwicklungen - Christliches Leben, Kevelaer 1999, 355-379, 356ff; ders., Gott und Mensch zwischen Ruf und Antwort, in: Baader, U./ Eichin, G./ Schipperges, St. (Hrsg.), in: Religion in der Kursstufe – Wissen und Glaube, Institut für Religionspädagogik, Freiburg 2002, M16; ders., Beruf und Gewissen, in: Pia Winkler (Hrsg.), Vom Einstieg in die Ethik ohne Ausstieg, Arbeitshilfen für den berufsethischen Unterricht in der Polizei, Münster 2003, 99-126.
[12] in dem die Verpflichtung zur Solidarität und ihre angemessene Begründung bereits im Autonomieprinzip enthalten ist, so z.B. Pröpper, Thomas, Autonomie und Solidarität. Begründungsprobleme sozialethischer Verpflichtung, in: ders. Evangelium und Vernunft. Konturen einer theologischen Hermeneutik, Freiburg i.B. u.a. 2001, 57-71, 57.
[13] „Darin besteht ihre Autonomie“ – Simon, Fritz B., Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus, Heidelberg 2006/2013, 53.
[14]Rielke, Rainer Maria, Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, http://rainer-maria-rilke.de/05a002lebensringe.html, Datum des Zugriffs: 23.01.2014. Ich verdanke diesen Gedanken einem Gespräch meiner Ausbildungskollegen Kerstin und Rainer: Danke!
[15] In Rückgriff und Abgrenzung zum dynamischen vier-Ebenen-Modell von Krüll [Krüll, Marianne, Ethische und politische Dimensionen systemischer Theorie und Praxis, in: Reiter, L./ Ahlers, C. (Hrsg.), Systemisches Denken und therapeutischer Prozeß, Heidelberg 1991, 75-87] beziehe ich mich insbesondere auf die Erweiterung des Modells bei Schumann [Schumann, Olaf Jörn, Systemethische Aspekte oder systemische Aspekte der Ethik – ein Beitrag aus Sicht des Konstruktivismus, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik (zfwu), Berliner Forum (Hrsg.) Heft 1 2000, München/Mering 2000, 45-63] und auf einige kritische Anmerkungen von Schmidt-Lellek [Schmidt-Lellek, Christoph, Die Autonomie des Klienten. Paradoxien einer dialogischen Haltung in Coaching und Supervision, in: ders./Schreyögg, A. (Hrsg.), Philosophie, Ethik und Ideologie in Coaching und Supervision, OSC Sonderheft 4/2011, Wiesbaden 2011, 59-70].
[16] Siehe z.B. Bühl, Walter L., Verantwortung für Soziale Systeme. Grundzüge einer globalen Gesellschaftsethik, Stuttgart 1998, 34-60. Zu betonen ist hier, dass es sich bei dem Begriff „Systemethik“ wohl eher um einen Sammelbegriff handelt, unter dem Ansätze subsummiert werden, die versuchen, den Blick auf die formalen Bedingungen zu lenken, unter denen der Mensch handelt, anstatt auf das Individuum. Als eigenständiger Ethikentwurf findet sich „Systemethik“ nach meiner Kenntnis nicht (siehe z.B. die fehlende Benennung sowohl in allgemeinen Ethikübersichten wie: Rohls, Jan, Geschichte der Ethik, Tübingen 1991, und auch der einschlägigen Handbücher angewandter Ethik wie: Nida-Rümelin, Julian (Hrsg.), Angewandte Ethik. Die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung, Stuttgart 1996; lediglich in der Festschrift für den genannten Walter Bühl findet sich der Begriff wieder: Michaela Pichlbauer/Siegfried Rosner (Hrsg.), Systemdynamik und Systemethik. Verantwortung für Soziale Systeme. Gedenkschrift für Walter Ludwig Bühl, München/Mering 2008); für Luhmann wäre der Begriff wohl eine contradictio in adjecto.
[17] Postulat ist im Sinne Kants ein „praktischer unmittelbar gewisser Satz oder ein Grundsatz, der eine mögliche Handlung bestimmt, bei welcher vorausgesetzt wird, dass die Art, sie auszuführen, unmittelbar gewiss sei“. Kant, Immanuel, Logikvorlesung, Akademieausgabe, Berlin 1900ff., AA 00091X (schneller Zugriff unter http://nwerle.at/kant.htm). Das Wort bedeutet zunächst fordern, behaupten. Im übertragenen Sinne benutze ich also Postulat im Sinne Kants für jene Behauptungen, die zwar nicht bewiesen werden können, wohl aber Voraussetzungen für moralisches Handeln sind. Ein Postulat ist ein „theoretischer, aber als solcher nicht erweislicher Satz, sofern er einem a priori unbedingt geltendem praktischen Gesetz unzertrennlich anhängt“ d.h. ein Satz, der angenommen werden muss, soll nicht das Sittengesetz und seine Befolgung sinnlos erscheinen. Mit anderen Worten: Diese Postulate lassen sich theoretisch nicht beweisen, haben aber, da ohne sie sittliches Handeln nicht zu begründen ist, praktische Geltung. Die Annahme der Geltung solcher Postulate, z.B. des genannten Sittengesetzes, wird z.B. auch in der dt. Rechtsprechung unter Anwendung der sog. Radbruch’schen Formel zugrunde gelegt (siehe beispielhaft BVerfG, Beschluss vom 24. Oktober 1996, Az. 2 BvR 1851/94, BVerfGE 95, 96).
[18] „wenn anfangs ausgeführt wurde, dass Ethik in der Moderne Konjunktur hat, aber in der praktischen Moral eine Handlungsunsicherheit und eine gewisse Immoralität besteht, dann ist nunmehr festzustellen, dass die Ethik bzw. das, was in ihrem Namen auftritt, die Unsicherheit nicht nur widerspiegelt, sondern mit ihr Verursacher ist“. Hüllen, Jürgen, Ethik und Menschenbild der Moderne, Köln/Wien 1990, zitiert aus: Schumann, Systemische Aspekte der Ethik, 49. Inwiefern diese fehlende Unsicherheit sich auch in den Ethik-Richtlinien von Supervisions-, Coachings- und anderen Beratungsdachorganisationen wiederfindet, wäre eigenständig zu erörtern – nach meiner Auffassung ist sie evident, aber ich empfehle die Lektüre für ein eigenes Urteil: http://www.dgsv.de/supervision/ethische-leitlinien/; http://www.pastoralpsychologie.de/277.html etc.
[19] Im Sinne des Postulats der Begründungspflicht, siehe unten.
[20] Schumann, Systemische Aspekte der Ethik, 51. Dies entspricht nun schon grundsätzlich und die weiteren Gedanken leitend dem Ansatz systemischen Denkens und Handelns, in welchem „Menschen als autonom und prinzipiell unverfügbar betrachtet [werden]. Sie bleiben füreinander in sozialen Interaktionen grundsätzlich undurchschaubar. Sie werden mithin als weder vollständig erfassbar, noch beliebig veränderbar bzw. instruierbar verstanden. Kognition und Kommunikation werden als rekursive Prozesse aufgefasst“. http://systemische-gesellschaft.de/systemischer-ansatz/was-ist-systemisch/
[21] Hejl, Peter M., Ethik, Konstruktivismus und gesellschaftliche Selbstregelung, in: Rusch, G./ Schmidt, S. (Hrsg.), Konstruktivismus und Ethik, Frankfurt 1995, 31. Die Idee, diesem Pfad zu folgen, verdankt sich wiederum Schumann, Systemische Aspekte der Ethik, aaO.
[22] Vgl. zu diesen Grundfragen einer Ethik der öffentlichen Verwaltung: Trappe, Tobias/ Palm, Judith (Hrsg.), Menschenbild und Menschenbildung. Eine Orientierung für die Ausbildung von Beamten an Verwaltungshochschulen, Frankfurt 2011; insbesondere den Beitrag von Strack, Christian, Das Menschenbild der Verfassung, 23-36.
[23] Ich benutze diese Bestimmung hier in aller Vorsicht, ohne zu verkennen, dass sich auch hier die Pluralität unterschiedliche Ansätze finden lässt.
[24] Schumann, Systemische Aspekte der Ethik, 53.
[25] Hierzu immer noch: Nikolai Hartmann, Ethik lehrt nicht Urteile, sondern urteilen, in: Ernst, St./ Engel, Ä., Grundkurs christliche Ethik. Werkbuch für Schule, Gemeinde und Erwachsenenbildung, München 1998, 37; oder – mit den klassischen Ausführungen für einen Ethikunterricht versehenen Folgebestimmungen: Freitag, Marcus, ders., Grundlagen ethischen Denkens im hoheitlichen Handeln, Vorlesungsskript, 2005; http://www.fhoev-ge.iliasnet.de/Ethikkonferenz oder www.polizeiseelsorge.org/hp142/Berufsethik.html.
[26] Schumann, Systemische Aspekte der Ethik, 53; Hejl, Peter M., Ethik, Konstruktivismus und gesellschaftliche Selbstregelung, in: Rusch, G./ Schmidt, S. (Hrsg.), Konstruktivismus und Ethik, Frankfurt 1995, 54.
[27] Ebd.ff; interessant aber auch der ethische Imperativ, den Heinz Kersting von Sandra Hansen übernimmt: „Gewähre denen, die in deinen Konstruktionen vorkommen, dieselbe Autonomie, die du bei ihren Konstruktionen beanspruchst!“, Kersting, Zirkelzeichen, 31.
[28] Ich greife zurück auf meine theologische Ausbildung, die mir die Freiheit meines Denkens und die Begründung meines Handelns gegeben hat; hier im Konkreten: Pröpper, Thomas, Autonomie und Solidarität, aaO.
[29] Auch hier noch einmal der Hinweis auf die sozialethische Ausfaltung des Autonomieprinzips im genannten Aufsatz von Thomas Pröpper.
[30] Kersting, Heinz, Die Kybernetik der Supervision. Oder: Warum der Schäl gerne vier Vögel wäre, in: Heinz J. Kersting, Zirkelzeichen. Supervision als konstruktivistische Beratung, (= Schriften zur Supervision, Band 11) Aachen 2002, 17-49, 18.
[31]Siehe dazu die Beiträge von Herbert Effinger, Heinz J. Kersting, Gisela Speckemeier und Peter Jensen (und bei Interesse auch die vielen anderen Beiträge) in: Fokus: Ausbildung – Praxis, Peter Berker u.a. [Hrsg.], Supervision. Mensch – Arbeit - Organisation 1/2005, Köln 2005; oder auch: Krause, Gabriele, Ausbildungssupervision im Fokus der Expertiseforschung, in: Astrid Schreyögg [Hrsg.], Organisationsberatung – Coaching – Supervision, Heft 2/2012, Wiesbaden 2012, 205-215; oder auch (älter, aber lesenswert!): Berker, Peter, Lernen, was Supervision ist, in: Supervision Heft 13, Supervision in der Ausbildung, Köln 1988, 51-61.
[32] Effinger, Herbert, Ausbildungssupervision im Rahmen von Fachhochschulstudiengängen für Soziale Arbeit in Deutschand. Eine empirische Studie, (2002) unter http://www.ehs-dresden.de/fileadmin/uploads_hochschule/Forschung/Publikation/Studientexte/Studientext_2002-04_Effinger.pdf.
[33] Effinger, Herbert, Willst du erkennen, so lerne Handeln – Zur Bedeutung berufsbezogenen Handelns in der Ausbildungssupervision, in: sozialmagazin – Die Zeitschrift für Soziale Arbeit, Heft 11/2003, 24.
[34] Van Kaldenkerken, Carla, Ausbildungssupervision, in: Spektrum der Mediation, Fachzeitschrift des Bundesverbandes Mediation, Heft 27/2007, 30.
[35] Kersting, Kybernetik, 25.
[36] Dieses Zitat wird Albert Einstein zugeschrieben und auf unzähligen Internetseiten und in vielen Büchern zitiert; eine genaue Quellenangabe ließ sich nicht finden! Mir persönlich gefällt eine andere Fassung desselben Gedankens noch besser, weswegen ich sie auch in beinahe jedem Kommunikations- bzw. skill-Training erzähle: “Wenn wir eine Ratte in ein Labyrinth mit vier Tunneln setzen und zuvor in den vierten Tunnel ein Stück Käse legen, dann lernt die Ratte schnell, immer in den vierten Tunnel zu gehen, um den Käse zu bekommen. Auch der Mensch lernt das.
Jetzt verlegt aber das Leben nach einer Weile den Käse in einen anderen Tunnel. Die Ratte geht in den vierten Tunnel: Kein Käse! Sie kommt wieder heraus. Sie geht erneut in den vierten Tunnel: Kein Käse! Sie kommt wieder heraus. Ein drittes und ein viertes Mal geht sie in den vierten Tunnel: Wieder kein Käse! Schließlich findet sie den Käse in einem anderen Tunnel...
Anders der Mensch: Ewig geht er in den vierten Tunnel, denn er ist vom Tunnel überzeugt. Seine Überzeugung ist der Glaube an den vierten Tunnel. Und um sich und anderen zu beweisen, dass er Recht hat, rennt er viele Jahre in den vierten Tunnel ...
Der Mensch hat lieber Recht als Käse. Eher hält er an seiner Überzeugung fest, als dass er sich verändert und glücklich wird. Ratten dagegen sind von nichts überzeugt - sie wollen nur ihren Käse." http://www.labor-k.de/ueberuns.htm[37] Neben dem bereits mehrfach zitierten Aufsatz von Kersting, Kybernetik, empfehle ich zur Einführung in die Kybernetik zweiter Ordnung: Simon, Fritz B., Einführung, 40-43.
[38] Die Beziehungsvielfalt in einer Gruppe sei durch folgende Rechnung dargestellt: Im Bild oben befinden sich zunächst 9 Personen; diese haben [n x (n-1) : 2] also 9 x 8 : 2 = 36 mögliche Beziehungsverbindungen – jeder tritt mit jedem in eine Beziehung. Kommt nun der Supervisor (der mit dem Hut auf, sic!) hinzu, kommen wir auf 10 x 9 : 2 = 45 Beziehungsfäden.
[39] Kersting, Kybernetik, 32.
[40] Ebd. 37.
[41] Die jeweils auf den „5 Axiomen“ der Kommunikation aus Watzlawick, Paul/ Beavin, Janet H./ Jackson, Don D., Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien, Stuttgart u.a. 1969, beruhen. Ich zitiere orientiert an den Worten von Heinz Kersting, der Watzlawick’sche Wortwahl in supervisorische Sprachspiele transferiert; hier also: Kersting, Kybernetik, 20; die Formulierungen als solche sind dann allerdings eigene Kompositionen.
[42] Das bekannteste Beispiel dürfte das der Ehefrau sein, die Watzlawick sagen lässt: „Weil mein Mann immer ins Wirtshaus geht, nörgle ich“, während er den Mann sagen lässt: „Ich gehe doch nur ins Wirtshaus, weil meine Frau immer nörgelt“, Watzlawick u.a., Kommunikation, 58f.
[43] Hier schimmert die gruppendynamische Interpretation Watzlawicks durch, die sich im „Hier-und Jetzt“-Prinzip der Trainingsgruppe widerspiegelt. Auch hier soll vorrangig auf Ereignisse Bezug genommen werden, die gerade passieren (Gegenwart), sodass sie für alle gleichermaßen Bedeutung gewinnen können und eine gemeinsame Kommunikation darüber erleichtert wird. Inwiefern die in der Gruppe gewonnenen Lösungsmöglichkeiten im Sinne neuer Ressourcen für zukünftiges Handeln zu sichern sind, bleibt eine methodische Frage. Insgesamt ist aus meiner Sicht das Verhältnis von gruppendynamischen Settings und systemtheoretischen Denken neu zu bestimmen und sind die gegenseitigen Befruchtungsmöglichkeiten auch neu auszuloten. Hier liegt nach meiner Einschätzung ein „Schatz begraben“! Einen Versuch aus gruppendynamischer Perspektive unternimmt Kasenbacher, Karl G., Gruppen und Systeme. Eine Anleitung zum systemtheoretischen Verständnis der gruppendynamischen Trainingsgruppe, Opladen 2003.
[44] Durch Umdeutungen wird einer Situation oder einem Geschehen oder einem Problem eine andere Bedeutung (evtl. auch eine andere Sinnzuschreibung) gegeben, indem die Situation in einen anderen Kontext oder Rahmen gestellt wird. Die Idee hinter der Metapher ist, dass auch ein Bilderrahmen den Ausschnitt eines Bildes definiert wie es jemandes Blickwinkel eben auch tut. Gelingt es, diese Engführung und Festlegung – in anderen Zusammenhängen auch: Deutungsmuster - zu verlassen, können neue Vorstellungen und Deutungsmöglichkeiten entstehen.
[45] Watzlawik, Paul/ Weakland, John H./ Fisch, Richard, Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels, Stuttgart u.a. 1974. Wie intelligent wir Menschen in der Herstellung von Problemen sind, beschreibt Watzlawick in wunderschöner Weise in seiner „Anleitung zum Unglücklichsein“, München 1983: „Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommen ihm Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. Und so stürmte er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er ‚Guten Tag‘ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: ‚Wissen Sie was, behalten Sie doch Ihren Hammer‘“.
[46] Büchner, Georg, Leonce und Lena. Ein Lustspiel, III. Akt, 3. Szene, z.B. in: Reclam Universal-Bibliothek Nr. 18420, Stuttgart 2005, 75.
[47] Rommel, Dieter, Harte Männer braucht die Polizei, in: Die Polizei, 11/1995, 331.
[48] Vitek, Ernst, Supervision. Ein Instrument zur positiven Gestaltung des beruflichen Handelns der Polizei, 505
[49] Behr, Raphael, Cop Culture. Der Alltag des Gewaltmonopols, Opladen 2000, 215
[50] Baumann, Katja, Supervision im Polizeiberuf als Instrument zur professionellen Selbstreflexion, Masterarbeit, Manuskript, DHPol Münster, 2012, 4
[51] Die angegebene Dissertation von Vitek, die Masterarbeit von Baumann und die derzeit in der Erarbeitung befindlichen Bachelor-Thesisarbeiten an der FHöV NRW zeigen in diese Richtung. Eine sytematische Anwendung von Supervision existiert bisher ebenso wenig wie eine breite wissenschaftliche Bearbeitung. Die aktuellste und umfassendste Literaturliste zu diesem Thema bietet Baumann, Supervision, 83ff.
[52] Vitek, Ernst, Supervision, 28 ff.
[53] Auftrag im Anhang, ebenso der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe, die Stellungsnahme der DGSv und der Akkreditierungskommission (in Auszügen) sowie der Evaluationsbericht.
[54] Über die Problematik der Eierlegendenwollmilchsau – oder besser, da der Ausdruck in seinem ironischen Unterton hier völlig unpassend ist, die Herausforderung unterschiedlicher Rollenerwartungen an Polizeibeamte im Umgang insbesondere mit Grenzerfahrungen wie Sterben und Tod, habe ich anderenorts ausführlicher nachgedacht: Freitag, Marcus, Polizeiliches Fehlverhalten – ethische Einsprüche im System des Rechts, in: Deutsches Polizeiblatt, Fachzeitschrift für Aus- und Fortbildung in Bund und Ländern, München 2/2010, 16-19; ders., Aus Verantwortung vor Gott und den Menschen, ebd., 19-20; ders. Die Polizei und der Tod. Grenzgang und Ausblick, in: Tobias Trappe (Hrsg.), Polizei und Tod, Frankfurt 2012, 105-113.
[55] Im Abschlussbericht der Gutachterkommission AQUIN, die die Reakkreditierung des Studiengangs PVD in NRW zu begutachten hatte, heißt es zu diesem Modell: „Hervorhebenswert erscheint das Modul „Berufsreflexion“, das als ein Bindeglied zwischen fach-theoretischen Lehrinhalten und praktischen Elementen des Studiums gelten soll. Es soll den Studierenden die Möglichkeit bieten, die im Rahmen der Praktika erlangten Erkenntnisse mit den fachtheoretischen Lehrinhalten abzugleichen. Mit Blick auf die Berufsfeldorientierung des Studienganges erscheint dieses Element von großer Bedeutung. Im Gespräch mit den Studierenden wurde es ebenfalls als positiv benannt“, siehe im Anhang, Gutachten und Akkreditierungsempfehlungen, 10
[56] Auch die Modulbeschreibung findet sich im Anhang.
[57] Kersting, 32
[58] Ebd., 22.
[59] Diesem, für meine persönliche Auseinandersetzung mit systemischer Theorie bann-brechendem Gedanken, den ich der Lektüre und Präsentation des Zeit-Denkens von Theodor Bardmann verdanke, werde ich wohl oder übel an anderer Stelle nachdenken müssen; ich empfehle, insbesondere mit Blick auf die zu einem früheren Zeitpunkt in Kapitel 2.2 angesprochene Bedeutung des Hier-und-Jetzt: Bardmann, Theodor M., Zeit und systemische Praxis, zusammen mit Anette Gerhard, in: ders. Unterscheide!: konstruktivistische Perspektiven in Theorie und Praxis, Aachen 1997, 47-77.
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